Das Projekt arbeitet am Beispiel der Möbelbranche mit dem Anwendungspartner Tejo zusammen. Zu Beginn werden Verkaufsprozesse und Beratungsgespräche sowie bestehende Online-Angebote dieses Partners analysiert. Diese Prozesse werden durch die Digitalisierung der hochvarianten Verkaufsgüter und einen digitalen Sprachassistenten für die individuelle Beratung unterstützt bzw. neu gestaltet. Für die Nutzung dieser Lösungen werden neuartige Geschäftsmodelle entwickelt und pilothaft umgesetzt: Über die Laufzeit wird das Modell beim Anwendungspartner Möbelkette Tejo in einer prototypischen Umgebung aufgebaut und schließlich durch einen virtuell unterstützten Showroom ergänzt.  Durch die agile Planung wird der Projektfortschritt kontinuierlich getestet, iterativ optimiert und angepasst.

Handel und Vertrieb stehen angesichts wachsender Online-Konkurrenz sowie digitaler Angebote ihrer traditionellen Konkurrenz unter Druck. Internet-Marktplätze wie Amazon oder eBay sind mittlerweile ein ernstzunehmender Konkurrent und auf dem Weg, die führenden Einkaufsplattformen zu werden. Ausgenommen hiervon waren lange solche Güter, bei denen Endkunden einen intensiven Beratungsdarf haben, da sie hochvariant und individualisierbar sind, wie z. B. Möbel, Wintergärten, Multimediaanlagen, Küchen, oder Außenanlagen (diese tauchen unter den häufigsten Warengruppen des Online-Handels dementsprechend gar nicht auf). Häufig werden sie aufgrund ihrer Vielfältigkeit für die Kunden einzeln angefertigt. Sie sind zudem oft kostenintensive, langlebige Konsumgüter und müssen sich in bestehende Umgebungen integrieren. Deshalb bieten Händler heute ihren Kunden eine große Auswahl und Beratung vor Ort. Ein Problem der Händler ist daher, dass sie dies lokal bindet und sie logistische sowie kostspielige Hürden hinnehmen müssen.

Die Bereitstellung von Online-Angeboten für solche Güter galt wegen des Preises, der Beratungsintensität und des Bedarfs nach Individualisierung lange als problematisch, und in der Folge spielt der Online-Absatz für solche Güter bisher eine untergeordnete Rolle. Eine Abbildung dieses oft komplexen und auf IT-Unterstützung angewiesenen Prozesses von Beratung und Verkauf auf Online-Plattformen ist vielen Unternehmen bisher aus den vorgenannten Gründen nicht gelungen. Neue Technologien wie Augmented-Reality (AR) und automatische Dialogsysteme in Verbindung mit Online (Live) Beratung ermöglichen es jedoch heute, diese Prozesse in die Online-Welt zu bringen und eröffnen völlig neue persönliche Dienstleistungsmodelle, insbesondere für die interaktive, kooperative Remote-Beratung, -konfiguration und -verkauf. Globale Akteure wie Amazon, eBay oder IKEA setzen bereits auf neue Technologien wie AR auf Handy-Apps, mit denen Kunden Produkte virtuell betrachten und teilweise auch schon in ihrer häuslichen Umgebung platzieren können. Ein weiteres Problem der stationären Händler ist daher, dass vorhandene Herausforderungen hierbei wahrscheinlich in mittelbarer Zeit durch Online-Anbieter gelöst werden, womit diese zu ernsthaften Konkurrenten des deutschen Handels werden.

Hersteller und Anbieter solcher Waren müssen sich daher digitalisieren und ein Online-Angebot unter Beibehaltung ihrer Vorteile erarbeiten, um rentabel zu bleiben und im Konkurrenzkampf mit neuen Mitbewerbern zu bestehen. Dies ist jedoch vor dem Hintergrund der genannten Herausforderungen für einzelne Unternehmen ein kaum zu lösendes Problem.

ARBAY trägt zur Lösung dieses Problems bei, indem es eine marktfähige, integrative, breit anwendbare Vertriebs- und Verkaufsplattform unter Anwendung von AR-Technik entwickelt. Die im Rahmen des Projektes erarbeitete Technik zur Vereinfachung der Bestellprozesse für hochkonfigurierbare Güter soll daher durch Feldversuche und durch die Einbindung eines Pilotanwenders sichergestellt werden. Des Weiteren ist es für ARBAY von hoher Bedeutung, die Kooperationen mit wissenschaftlichen Instituten zu nutzen, um aktuelles Forschungswissen im Interesse aller Anwender anwendbar zu machen. Als First Mover soll ARBAY im Trend der Plattformökonomie aufgestellt werden und einen Branchenstandard entlang der Wertschöpfungskette Kunde, Handel und Hersteller erwirken. Die Wertschöpfungskette wird wiedergespiegelt durch Software zur Digitalisierung von hochkonfigurierbaren Gütern, eine App zur Anwendung mit und ohne AR-Brille sowie eine Schnittstellen-Engine für Warenwirtschafts-, Shop- und CRM-systeme.

Die Grafik visualisiert inwieweit existierende Möbelhäuser mit Hilfe des ARBAY Projekts Ihre Digitalisierung voranbringen können.